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Erzbischof beklagt: «Es fehlt die Wahrheit»

Was ist Wahrheit? Was ist Lüge? Nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs Herwig Gössl ist in vielen Bereichen die Gewissheit darüber verschwunden. Mit schlimmen Folgen.

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Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl Sven Hoppe/dpa

Bamberg (dpa/lby) - Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat ein zunehmendes Verschwinden der Wahrheit beklagt. «Wenn offensichtliche Lügen zu alternativen Wahrheiten umgemünzt werden und Propaganda sachliche Information ersetzt, fehlt zunehmend eine entscheidende Grundlage für Gespräche und für das gegenseitige Verständnis: Es fehlt die Wahrheit», schrieb Gössl in einem Hirtenbrief zur Fastenzeit. 

«Wenn die Suche nach der Wahrheit aufgegeben wird oder Wahrheit relativiert wird, dann kann sich jeder Mensch auf die kleine Insel seiner persönlichen Überzeugung zurückziehen und muss sich nicht mehr um die anderen kümmern.« Dann habe «der Stärkere, Reichere, Frechere recht», ganz gleich welche Überzeugung er gerade vertrete.

«Mut machen gegen Vereinzelung»

In solch einer «Welt der Unordnung» seien viele Menschen verunsichert und sehnten sich nach Orientierung, schrieb Gössl weiter. «Doch natürlich besteht die Gefahr, dass diese Orientierung dann bei denen gesucht wird, die einfache und bequeme Antworten auf komplexe Fragen anbieten, völlig unabhängig davon, was wahr, gerecht und hilfreich ist.»

Für Christinnen und Christen sei die Fastenzeit deshalb eine Zeit der Orientierung: «Sie will uns auf der Suche nach der Wahrheit unterstützen und uns für ein Leben in der Gemeinschaft und gegen die Vereinzelung Mut machen.»

Die Kirche müsse die Wahrheit bezeugen, «aber nicht so, als ob wir sie ein für alle Mal in unserem Besitz hätten, sondern als Zeugen dafür, dass es diese Wahrheit gibt, weil es Gott gibt. Wir stellen uns den Fragen und Problemen unserer modernen Welt und auch unserer Kirche. Wir strecken uns nach der Wahrheit aus, indem wir sie suchen im Gespräch und in Diskussionen mit anderen.» Kritische Fragen seien ernst zu nehmen. «So können wir Antworten finden, die uns miteinander weiterführen. Die beständige Suche nach der Wahrheit ist ein Zeichen für die Hoffnung, die uns erfüllt.» 

Die Fastenzeit begann am Aschermittwoch und dient Christinnen und Christen als Vorbereitung auf das Osterfest.

© dpa-infocom, dpa:250308-930-397799/1