Chef daheim, Mitarbeiter in der Firma - neue Heimbüro-Studie
Viele Vorgesetzte wollen ihre Untergebenen in der Firma sehen, das Homeoffice ist Führungskräften häufig suspekt. Doch bei sich selbst machen Manager laut einer Studie gern eine Ausnahme.


München (dpa) - In vielen Vorstandsetagen gibt es eine Abneigung gegen das Homeoffice - doch Führungskräfte arbeiten einer Studie zufolge häufiger daheim als ihre Untergebenen. In einer Umfrage des Prognos-Instituts unter gut 2.000 berufstätigen Menschen antworteten über zwei Drittel (68,2 Prozent) der teilnehmenden Geschäftsführer, Firmeninhaber und Vorstandschefs, dass sie die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten nutzen.
Führungskräfte auf den Ebenen unterhalb von Geschäftsführung oder Vorstand haben demnach mit knapp 54 Prozent ebenfalls eine erhöhte Heimbüro-Quote. Bei gewöhnlichen Angestellten ohne Leitungsposition hingegen waren es nur rund 40 Prozent. Auftraggeber war die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft.
Zusammenhang von Stellung im Unternehmen und Heimbüro
Seit dem Ende der Corona-Pandemie drängen viele Firmen ihre Belegschaften wieder zu vermehrter Büropräsenz. Ein Grund ist die unter Managern verbreitete Befürchtung, dass im Homeoffice die Produktivität leiden könnte.
Prognos befragte im vergangenen Jahr insgesamt 2.010 Menschen in Bayern im Alter von 16 bis 69 Jahren. Männer waren mit einem Anteil von 54 Prozent in der Mehrheit. Parallel befragte das Institut gut 110 Unternehmen zu ihren Angeboten mobilen Arbeitens für die Belegschaft.
Am weitesten verbreitet ist die Arbeit im Heimbüro demnach mit einer Quote von über 76 Prozent unter denen, die ihre eigenen Chefs sind: Selbstständige und Freiberufler. Die Prozentzahlen bedeuten nicht, dass die Betreffenden gar nicht mehr in die Firma gehen, sondern dass sie zumindest während eines Teils ihrer Arbeitszeit daheim oder andernorts mobil tätig sind. Laut Prognos gibt es jedenfalls deutliche Zusammenhänge zwischen beruflicher Position und der Nutzung mobilen Arbeitens.
Städter arbeiten häufiger daheim als Bewohner ländlicher Regionen
Die Befragung förderte auch in anderer Hinsicht Bemerkenswertes zutage: In städtisch geprägten Regionen Bayerns ist das mobile Arbeiten demnach weiter verbreitet als auf dem Land, obwohl Landbewohner oft vergleichsweise lange Pendelwege haben.
Demnach nutzen in Oberbayern 44 Prozent der Befragten die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten, in Oberfranken hingegen nur knapp 29 Prozent. Zudem gibt es laut Prognos einen Zusammenhang von Bildungsniveau und der Möglichkeit zur Arbeit daheim: «Ein höherer Bildungsabschluss führt zu besser bezahlten Jobs, die zumeist Homeoffice-fähig sind», heißt es in der Studie.
In der Studie ging es auch um die Frage, welche Auswirkungen die mobile Arbeit auf den Verkehr hat. Ergebnis: Wer daheim arbeitet, fährt im Schnitt weniger Auto, nutzt dafür aber häufiger öffentliche Verkehrsmittel und Fahrrad. In ländlichen Regionen mit dünnem ÖPNV-Angebot ist der Anteil der Autofahrerinnen und -fahrer höher als in den Städten.
«Was früher auf dem Weg zur Arbeit erledigt wurde, wird nun im privaten Wohnumfeld gemacht», sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Der Verband erwartet einen weiteren Rückgang des motorisierten Individualverkehrs auf Arbeitswegen bei gleichzeitiger Zunahme von Rad- und Fußverkehr. «Um diesen Veränderungen Rechnung zu tragen, brauchen wir eine flexiblere Verkehrssteuerung in Bezug auf das ÖPNV-Angebot», sagte er.