Betriebsrat widerspricht VW-Softwaretochter zu Stellenabbau
Sie galt lange als größtes Sorgenkind im VW-Konzern. Jetzt will die Softwaretochter Cariad 1.600 Stellen abbauen. Doch der Betriebsrat widerspricht. Die Zahl sei «frei erfunden».


Wolfsburg/Ingolstadt (dpa) - Der angekündigte Stellenabbau bei der VW-Softwaretochter Cariad stößt beim Betriebsrat auf Widerspruch. Die vom Unternehmen genannte Zahl von 1.600 Stellen, die bis Jahresende wegfallen sollen, sei «frei erfunden», heißt es in einer Mitteilung der Arbeitnehmervertretung. Es gebe keinerlei Vereinbarungen zu konkreten Abbauzahlen. Und auch auf den Betriebsversammlungen am Dienstag sei eine solche Zahl nicht genannt worden.
Cariad hatte am Dienstag nach den Betriebsversammlungen auf Anfrage erklärt, dass von den derzeit noch 5.900 Stellen bis Jahresende 1.600 wegfallen sollen. Der Abbau soll sozialverträglich über Abfindungen und Vorruhestandsprogramme erfolgen, betriebsbedingte Kündigungen seien bis 2029 ausgeschlossen. Ziel sei es, das Unternehmen schlagkräftiger aufzustellen und an seine Rolle im Konzern anzupassen.
Laut Betriebsrat wurde bisher nur vereinbart, Verhandlungen zu einem sogenannten Freiwilligenprogramm abzuschließen. Es seien aber keinerlei Abbauzahlen festgeschrieben worden. Ferner sei vereinbart worden, in weitere Verhandlungen mit dem Ziel zusätzlicher Arbeitsplatz- und Beschäftigungssicherung zu gehen.
«Unser Standpunkt war, ist und bleibt: Die Lieferfähigkeit von Cariad ist oberstes Gebot», heißt es in einem Schreiben des Betriebsrats. «Ein pauschaler Stellenabbau gefährdet dabei das Erreichen von harten Projektzielen, die für Fahrzeuganläufe der Marken Volkswagen, Audi und Porsche entscheidend sind.» Zunächst müsse das Unternehmen Effizienzen heben, «bevor wir über einen Wegfall von Stellen sprechen können».
Cariad gilt seit Jahren als Sorgenkind des Konzerns. Weil Programmcodes nicht rechtzeitig fertig wurden, kam es bei Modellanläufen mehrfach zu Verzug. VW-Chef Oliver Blume verordnete der Softwaretochter nach seinem Amtsantritt einen kompletten Strategieschwenk. Anders als sein Vorgänger Herbert Diess setzt Blume beim Thema Software verstärkt auf Kooperationen mit externen Partnern.