Austausch auf dem Acker: Präsidium trifft sich mit Bauern
Als sie vom Besuch des Bundestagspräsidiums im Vogtland hören, beschließen Bauern und Unternehmer ein Zeichen zu setzen. Ein Acker wird zum Schauplatz einer ungeplanten Begegnung.
Klingenthal (dpa/sn) - Auf einem Acker im Vogtland haben am Dienstag Bauern und Unternehmer dem Bundestagspräsidium ihre Sorgen und Nöte geklagt. Sie hatten sich mit Fahrzeugen und Plakaten an der Fahrtroute der Politiker postiert. Zu ihrer Überraschung stoppte der Tross und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und ihre Stellvertreter kamen aufs Feld. «Wir waren sehr positiv überrascht, dass sie das Gespräch gesucht haben», sagte Landwirt Danilo Körner hinterher der Deutschen Presse-Agentur.
Körner ist nach eigenen Angaben seit 35 Jahren selbstständig. «So schlecht wie jetzt ging es mir noch nie», sagte er. Es müsse vieles reformiert werden. Daher hätten er und seine Mitstreiter sich kurzfristig entschlossen, am Rande des Politiker-Besuchs aus Berlin ein Zeichen zu setzen. «Einige sind direkt vom Misthaufen hierhergefahren.» Dafür, dass die Bundespolitiker «mit ihren feinen Anzügen und Schuhen» zu ihnen auf den Acker kamen und etwa eine halbe Stunde mit ihnen gesprochen haben, zollte er ihnen Respekt. «Sie hätten auch einfach vorbeifahren können.»
Die Entscheidung anzuhalten, hätten sie spontan gemeinsam getroffen, hieß es aus dem Bundestagspräsidium. Das Gespräch habe gezeigt, dass es nicht nur um die Agrardiesel-Subvention gehe, sondern vor allem um Wertschätzung, sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Grüne).
Das Präsidium des Bundestags besucht bis Mittwoch zwei Tage lang das Vogtland und will sich dort über Herausforderungen im ländlichen Raum informieren. Im Fokus stehen auch Initiativen zur Demokratiebildung gerade für Kinder und Jugendliche. «Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Politik sich von ihnen entfremdet hat und sich nicht mehr für sie interessiert. Und sie glauben, dass sie nichts bewirken können», erklärte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD). «Das ist Gift für unsere Demokratie.»
Das Vogtland als Grenzregion zwischen Sachsen, Thüringen, Bayern und Böhmen ist für seine Tradition im Musikinstrumentenbau bekannt. Zum Auftakt besuchten die Politiker daher eine Meisterwerkstatt für Metallblasinstrumente. Auf dem Programm standen am Dienstag auch die Weltcup-Skisprungschanze in Klingenthal und des Kinder- und Jugendzentrum der Plauener Markuskirche. Am Mittwoch soll die Stippvisite zunächst in Auerbach fortgesetzt werden und mit einem Besuch im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth enden.
Die Bundestagspräsidentin repräsentiert das Parlament. Protokollarisch ist es nach dem Bundespräsidenten das zweithöchste Amt in Deutschland noch vor dem Bundeskanzler. Bas hat fünf Stellvertreter und Stellvertreterinnen. Dazu gehört Yvonne Magwas (CDU) aus Sachsen, die ihren Wahlkreis im Vogtland hat und Gastgeberin des Besuchs ist. Zu den Aufgaben der Präsidentin und ihrer Stellvertreter gehört die Leitung der Plenarsitzungen.
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