Hunderte Einwendungen gegen geplantes Gips-Bergwerk
Ein Baustoffhersteller plant den Abbau von Gips im großen Stil in Unterfranken. Doch es gibt Bedenken von Naturschützern und Gemeinden, vor allem wegen des Trinkwassers.


Iphofen (dpa/lby) - Kurz vor dem Ende der Frist sind beim Bergamt Nordbayern bereits 540 private Einwendungen gegen ein vom Baustoffhersteller Knauf geplantes Gips-Bergwerk nahe Würzburg eingegangen. «Dieses ist jedoch eine Momentaufnahme, da auch heute bereits eine größere Anzahl von Einwendungen eingegangen ist, die noch nicht erfasst wurden», teilte ein Sprecher der Regierung von Oberfranken in Bayreuth mit.
«Erwartungsgemäß befasst sich der Großteil der Einwendungen mit der Sorge um eine sichere Trinkwasserversorgung.» Bedenken gebe es aber auch wegen der Belastung durch zusätzlichen Lastwagenverkehr oder eines möglichen Eingriffs ins Landschaftsbild.
Neben den Einwendungen lägen zudem 44 Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange vor. Die Frist für Einwände endet an diesem Donnerstag.
Da zusätzlich in 13 Gemeinden bis zum Stichtag Einwendungen erhoben werden können, geht die Behörde davon aus, dass Mitte März dann alle vorliegen werden.
Mit Wiederaufnahme des Genehmigungsverfahrens Ende 2024 hatte die Behörde mehr als 70 Träger öffentlicher Belange, insbesondere Fachbehörden, Kommunen und Verbände um Stellungnahme zu dem Projekt gebeten.
Warum Natur-Gips?
In Deutschland droht nach Knaufs Angaben eine Lücke bei der Gipsversorgung - der Rohstoff wird etwa beim Hausbau, für Fundamente von Windrädern oder Brücken gebraucht. Grund für die Lücke sei der geplante Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle. Dabei fallen bisher große Mengen an sogenanntem Rea-Gips als Nebenprodukt an, die spätestens von 2038 an fehlen. Bislang würden über diesen synthetischen Gips gut 40 Prozent des Bedarfs gedeckt, über Natur-Gips 55 Prozent, der Rest durch Recycling.
Nach Angaben des Bundesverbands der Gipsindustrie kann Recycling-Gips die
entstehende Lücke auf absehbare Zeit nicht füllen. «Das liegt vor allem an der begrenzten Menge recycelbarer Gipsabfälle.» Deutschland habe einen Bedarf an Gips von etwa zehn Millionen Tonnen jährlich, mit leicht steigender Tendenz. «Er wird größtenteils aus heimischen Rohstoffquellen gedeckt.»
Was plant Knauf?
Das Unternehmen aus Iphofen (Landkreis Kitzingen) möchte das Bergwerk in der sogenannten Altertheimer Mulde südwestlich von Würzburg errichten und etwa 2027 mit dem Abbau beginnen. Das Bergwerk soll sich über rund 7,1 Quadratkilometer erstrecken. Knauf rechnet mit einem Gipsvorkommen von rund 100 Millionen Tonnen, etwa 48 Millionen Tonnen seien abbaufähig.
Das Unternehmen will zunächst rund 300.000 Tonnen Gipsgestein jährlich fördern. In der Spitze seien jedes Jahr bis zu einer Million Tonnen möglich. Die Arbeiten sollen in 70 bis 130 Metern Tiefe erfolgen. Der Transport in die etwa 55 Kilometer entfernte Gipswerke nach Iphofen sei vergleichsweise kurz und verursache weniger klimaschädliches Kohlendioxid als der Import.
Knauf zufolge hat ein unabhängiges Gutachten ergeben, dass durch den Abbau keine nachteiligen Auswirkungen auf die Trinkwassergewinnung sowohl in Menge als auch in Qualität zu erwarten sind. Eine mindestens neun Meter dicke, Wasser abdichtende Tonschicht trenne das Bergwerk von den Wasser führenden Schichten. Grundwasser-Messstellen sollen den Abbau überwachen.
Trinkwasser in Gefahr?
Parallel zum bergrechtlichen Verfahren ist derzeit ein Verfahren beim Landratsamt Würzburg anhängig, in dem es um die Erweiterung des Wasserschutzgebietes «Zeller Quellstollen» von derzeit 8 auf künftig 66 Quadratkilometer geht.
Das geplante Bergwerk würde innerhalb der für die Wasserschutz-Gebietserweiterung vorgesehenen Flächen liegen - daher steht laut Bergamt neben dem Schutz des Grundwassers die Sicherung des Trinkwassers besonders im Fokus.
Bedenken gegen das Bergwerk haben vor allem umliegende Kommunen im Landkreis Würzburg wie Zell am Main und Eisingen. Zudem gibt es kritische Stimmen in Würzburg. Die «Zeller Quellen» versorgen seit mehr als 100 Jahren rechnerisch die Hälfte der Würzburger Bevölkerung - also etwa 60.000 Menschen - mit Trinkwasser.
Der Trinkwasserversorger Würzburgs befürchtet, dass durch das Bergwerk Trinkwasser verloren geht.
Bergamt prüft
Ob das Unternehmen das Bergwerk errichten darf, entscheidet das bei der Regierung von Oberfranken angesiedelte Bergamt. Knauf hofft darauf bis Jahresende. «Die Entscheidung wird nach sorgfältiger Prüfung getroffen und aufgrund des sehr komplexen Sachverhalts entsprechende Zeit benötigen», teilte die Behörde mit.