Zum Hauptinhalt springen

Teilen:

Bayerns Industrie sieht nur Schweiz als besseren Standort

Im weltweiten Vergleich schneidet der Freistaat aus Sicht der Wirtschaft in vielerlei Hinsicht gut ab. Bei Steuern, Arbeitskosten und Energiepreisen schaut es jedoch finster aus.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Autobauer schätzen den Standort Bayern Sven Hoppe/dpa

München (dpa) - Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) sieht den Freistaat als Industriestandort weltweit auf Platz zwei direkt hinter der Schweiz - Deutschland insgesamt landet auf Platz fünf. Die vbw verglich dafür die Standortqualität von 45 konkurrierenden Industrieländern miteinander. 

«Ausgeprägte Stärken Bayerns sind das Innovationsumfeld und der Wertschöpfungsverbund zwischen Industrie und Dienstleistungen», sagt vbw-Chef Bertram Brossardt. «Im internationalen Vergleich schneidet Bayern auch wegen der unternehmerischen Freiheit und der Offenheit der Märkte überdurchschnittlich ab. Bei der Infrastruktur erreicht der Freistaat einen soliden neunten Platz.» Auf dem letzten Platz dagegen liegt er bei den Kosten, «vor allem wegen der hohen Arbeits- und Energiekosten und der hohen Steuern». Hinzu komme ein Mangel an Fach- und Arbeitskräften. 

Die Industrie schafft ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung in Bayern - mehr als in den meisten anderen Volkswirtschaften. Aber der schleichende Prozess der De-Industrialisierung habe begonnen, sagt Brossardt. «Neuinvestitionen finden zum überwiegenden Teil im Ausland statt, Teile der Wertschöpfung werden verlagert, aus dem Ausland fließt immer weniger Kapital nach Deutschland.» Die Bundesregierung müsse endlich gegensteuern. 

Konkurrenten in Asien und Nordamerika

Länder mit einer überdurchschnittlichen Wettbewerbsintensität - gemessen an den Marktanteilen auf gemeinsamen Märkten - mit Bayern und zugleich einer überdurchschnittlichen Standortqualität sind Kanada, die USA, Japan und Südkorea. Unter den Top 10 sieht die vbw auch die Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland und Australien. Die höchste Wettbewerbsintensität weist Bayern mit China auf. Aber die Volksrepublik habe «eine leicht unterdurchschnittliche Standortqualität» und erreicht nur Platz 25. 

Die Vorteile der Industrieländer bei den staatlichen Rahmenbedingungen, der Infrastruktur und im Bereich Wissen seien weiterhin groß. Die Schwellenländer sind bei den Kosten überlegen. Einzelne Schwellenländer seien in ausgewählten Bereichen aber durchaus wettbewerbsfähig - auch wenn Tschechien (Rang 20) Malaysia (Rang 21) als bestes Schwellenland im industriellen Standortvergleich ablöst.

Der bayerische DGB-Landesvorsitzende Bernhard Stiedl betont, die hohe Produktivität, Qualität und Innovationskraft der bayerischen Industrie sei in erster Linie den gut ausgebildeten und hoch engagierten Mitarbeitern zu verdanken. Hohe Löhne seien Voraussetzung für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg. 

 

© dpa-infocom, dpa:240819-930-207216/2