Aufregung um Mann mit «Reichsbürger»-Ausweis in Kirche
Nach einer Messe stellt ein Mann beim Pfarrer krude Behauptungen zum Völkermord während der Nazi-Herrschaft auf. Er bekommt Hausverbot - und kehrt trotzdem zurück.


München (dpa/lby) - Nach kruden Thesen zum Völkermord während der Nazi-Herrschaft und einem Verstoß gegen das folgende Hausverbot in einer Kirche hat ein Mann in München Ärger mit der Polizei. Wie die Polizei mitteilte, versuchte der 44-Jährige sich bei den Beamten mit einem Fantasiedokument auszuweisen, das der sogenannten Reichsbürger-Szene zuzuordnen sei.
Trotz Hausverbot wieder in der Kirche
Zuvor soll der Mann nach einer Messe gegenüber einem Pfarrer falsche Behauptungen zum Völkermord während des Nationalsozialismus geäußert haben. Dieser erteilte dem Mann daraufhin Hausverbot.
Eine Woche später sei der 44-Jährige wieder zur Kirche gekommen, teilte die Polizei mit. Als der Pfarrer ihn auf das Hausverbot hinwies, stieß der Mann ihn demnach zur Seite und betrat das Gebäude. Auch gegenüber der Polizei habe er falsche Behauptungen zum Völkermord im Nationalsozialismus wiederholt.
Äußerungen und Dokument weisen auf Reichsbürger-Szene hin
Ob der Mann Teil der sogenannten Reichsbürger-Szene ist, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen. Seine Äußerungen und seine Fantasiedokumente deuteten aber darauf hin. Er müsse sich nun wegen Volksverhetzung und Hausfriedensbruchs verantworten.
Die sogenannten Reichsbürger sind keine einheitliche Bewegung: Einige sehen sich als Staatsoberhäupter ihres eigenen kleinen Reiches mit eigenen Ausweisen und Nummernschildern. Diese nennt der Verfassungsschutz Selbstverwalter.
Als verbindendes Element der Szene gilt die fundamentale Ablehnung der Existenz oder Legitimität der Bundesrepublik Deutschland sowie deren Rechtsordnung. Bundesweit rechnen die Behörden etwa 25.000 Personen der Szene der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter zu.