Zum Hauptinhalt springen

Teilen:

Alkoholfreier Biergarten «Die Null» in München eröffnet

Im Biergarten geht es manchmal zu wie auf der Wiesn: «Oana geht no» und «Ein Prosit!». Wer zu viele Krüge stemmt, gerät ins Schwanken. In einem Biergarten in München soll das nun anders sein.

ANTENNE BAYERN ANTENNE BAYERN GmbH & Co. KG
Eröffnung des ersten alkoholfreien Biergartens Peter Kneffel/dpa

München (dpa/lby) - In einem Biergarten gibt es Bier - so weit, so normal. Doch in München gibt es nun eine besondere Variante. In der Nähe des Hauptbahnhofes hat ein alkoholfreier Biergarten eröffnet. Der vielsagende Name: «Die Null». 

Die Biergartenkultur werde nicht durch Alkohol, sondern durch das Beisammensein im Freien definiert, schreiben die Organisatoren, die unter anderem Mocktails (Cocktails ohne Promille), Säfte und andere Kaltgetränke anbieten. Auch Bier gibt es, natürlich alkoholfrei. Geplant sind zudem Kulturangebote, Partys oder Tanzabende. 

Konzept gegen Verwahrlosungstendenzen

Der Biergarten soll bis zum 15. September am Karl-Stützel-Platz seinen Standort haben, bei passendem Wetter mittwochs bis samstags von 17.00 bis 22.00 Uhr. Organisiert wird er von Gastronomen, die den Platz zwischen Luisengymnasium, einem Nobelhotel und dem Alten Botanischen Garten neu beleben und aufwerten wollen. Ihre Initiative ist Teil eines Gesamtkonzeptes, mit dem die Stadt Verwahrlosungstendenzen entgegenwirken will. 

Die Gegend um den Hauptbahnhof und den Alten Botanischen Garten solle wieder ansehnlicher werden, damit sich die Menschen dort sicher fühlten und sich gern dort aufhielten, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) unlängst. «Wir waren sehr unglücklich mit der Situation. Dann haben wir mit einer Taskforce ein paar Mal die Gegend besucht und gemeinsam überlegt, was man besser machen kann. Eigentlich war die Lösung relativ einfach: Wir brauchen hier Belebung», so Reiter bei der Eröffnung am Donnerstag. 

Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtschaftskultur hält die Idee für gut. Man begrüße jede Initiative, die die Wirtshauslandschaft belebe, sagt Geschäftsführerin Ursula Zimmermann. Ein alkoholfreier Biergarten ergänze das bestehende Angebot und könne für den einen oder anderen eine interessante Alternative sein. Und die Gastronomen könnten ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Allerdings sei auch in anderen Biergärten niemand gezwungen, Alkohol zu konsumieren, betont Zimmermann. 

«Leben und leben lassen»

Der Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, Walter König, verweist auf das Motto «Leben und leben lassen» und zieht ein Nebeneinander verschiedener Getränke vor. «Warum soll ein Wirt einen Kundenkreis über das Getränkeangebot ausschließen? Jeder Gast soll bestellen und trinken können, wonach es ihm gerade ist, und das kann sich ja auch nach Anlass, Laune und Tageszeit ändern», so seine Meinung. 

Bei der Kundschaft kommt das Bier ohne Alkohol inklusive Malzgetränken aber gut an. 471.300 Hektoliter seien davon im ersten Quartal dieses Jahres hergestellt worden, rund 44.500 Hektoliter mehr als im Vorjahreszeitraum. 60 Prozent entfielen dabei auf alkoholfreies Weißbier, ein Viertel auf Untergäriges. Als einen Grund für die steigende Beliebtheit nennt König den wissenschaftlichen und technologischen Aufwand, der betrieben wurde, um den Geschmack zu verbessern. 

«Einfach schöner» ohne Alkohol

Gegen Vorwürfe mangelnder Vielfalt wehrte sich Reiter: «Wenn man aus dem Bayerischen Wald kommt, kann man die Frage vielleicht stellen, wo es zwei Biergärten auf zwei Kilometern gibt. Bei uns gibt's ungefähr 100 Biergärten und in 99 neben alkoholfreiem auch alkoholhaltiges Bier», sagte er.

Nicht nur wegen der roten Null auf dem Platz habe sich die Idee des alkoholfreien Biergartens aufgedrängt, sagte Ideengeber und Gastronom Florian Schönhofer, der unter anderem das Café Kosmos in der Nähe des Hauptbahnhofs betreibt. «Es ist nicht mehr so, dass man unbedingt Alkohol trinken muss. Es ist ein öffentlicher Platz, es ist eine sehr schöne Schule gegenüber, es ist einfach schöner, wenn hier nicht Alkohol getrunken wird», so Schönfelder. Statt eines Verbots wolle man Alternativen bieten. 

Wie Schönfelder kennt auch Christian Lehner, ein weiterer Initiator des Projekts und Betreiber des «Parkcafés», das Areal sehr gut. Mit den Einnahmen wolle man auch das Kinderhaus nebenan unterstützen.

 

© dpa-infocom, dpa:240718-930-177103/2