Restaurant-Knigge: Wie beschwert man sich richtig?

Ein lauwarmes Gericht oder ein verbranntes Sandwich – wann ist der richtige Zeitpunkt, sich im Restaurant zu beschweren? Die Antwort ist klar: Sobald ihr feststellt, dass etwas nicht euren Vorstellungen entspricht. Doch wie macht man das, ohne sich unbeliebt zu machen?

Wenn ihr ein Gericht erhaltet, das qualitativ nicht dem entspricht, was ihr bestellt habt, habt ihr das Recht, dies zu reklamieren. Ein verbranntes Grilled-Cheese-Sandwich oder ein falsch zubereitetes Schnitzel sind klare Fälle für eine Beschwerde. Der Münchner Gastronom Alexander Glocker betont gegenüber der ZEIT, dass die Zufriedenheit der Gäste im Vordergrund steht und bei berechtigter Kritik das Gericht von der Rechnung genommen oder ein Ersatz angeboten wird.

Ein Weißwein sollte idealerweise gekühlt serviert werden. Ist der Wein zu warm, könnt ihr höflich nach einer Alternative fragen. Gastronomen wie Glocker zeigen sich hier oft kulant und bieten euch gerne einen anderen Wein zur Probe an.

Wartezeiten sind je nach Restauranttyp zu erwarten, doch es gibt Grenzen. Das Landgericht Karlsruhe hat festgelegt, dass bei einer Wartezeit von über 1,5 Stunden ein Preisnachlass von 30 Prozent angemessen sein kann. Es ist ratsam, die Wartezeit zu dokumentieren und höflich beim Servicepersonal nachzufragen. Sollte keine zufriedenstellende Lösung angeboten werden, könnt ihr auf eure Rechte pochen und gegebenenfalls einen Preisnachlass verlangen.

Eine Beschwerde sollte immer respektvoll und diskret erfolgen. Benimm-Expertin Betül Hanisch rät, die Beschwerde mit einer positiven Bemerkung einzuleiten und dann in Ich-Botschaften zu formulieren. Dies hilft, die Situation zu entschärfen und das Personal nicht vor anderen Gästen bloßzustellen. Eine sachliche und ruhige Herangehensweise zeigt Professionalität und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer positiven Reaktion.

Nicht immer reagiert das Servicepersonal wie erwartet. Sollte eure Beschwerde ignoriert werden oder das Personal wütend reagieren, empfiehlt es sich, ruhig zu bleiben und nach einem Vorgesetzten oder dem Restaurantleiter zu fragen. Alexander Glocker betont, dass es wichtig ist, dass sich Gäste verstanden und ernst genommen fühlen. Eine professionelle Reaktion seitens des Restaurants ist entscheidend für die Kundenzufriedenheit und das Image des Lokals.

Eine Tischreservierung soll garantieren, dass ihr bei eurer Ankunft im Restaurant einen Platz habt. Doch was passiert, wenn trotz Reservierung kein Tisch verfügbar ist? Rechtsanwalt Andreas Föhr weist darauf hin, dass ihr in solchen Fällen Anspruch auf Schadenersatz haben könntet, insbesondere wenn euch dadurch zusätzliche Kosten entstehen. Umgekehrt kann der Gastwirt Schadenersatz fordern, wenn ihr kurzfristig von der Reservierung zurücktretet und er den Tisch nicht anderweitig vergeben konnte.

Solltet ihr nach dem Restaurantbesuch gesundheitliche Probleme haben, die ihr auf das Essen zurückführt, müsst ihr beweisen können, dass das Restaurant dafür verantwortlich ist. Andreas Föhr betont, dass eine bloße Vermutung nicht ausreicht. Es ist wichtig, vorsichtig mit Anschuldigungen umzugehen, da diese den Ruf des Restaurants schädigen können.

Online-Bewertungen haben einen großen Einfluss auf das Image eines Restaurants. Bevor ihr eine negative Bewertung verfasst, versucht, das Problem direkt vor Ort zu lösen. Dies gibt dem Restaurant die Möglichkeit, auf eure Bedenken einzugehen und eine Lösung zu finden, bevor ihr eure Erfahrungen öffentlich macht.

Es gibt Situationen, in denen es besser sein kann, seinen Unmut nicht zu äußern, insbesondere bei kleineren Mängeln oder während eines Geschäftsessens. Betül Hanisch rät, die möglichen Konsequenzen einer Beschwerde zu bedenken und gegebenenfalls Diskretion zu wahren, um die Atmosphäre nicht zu stören.

Trinkgeld ist eine Anerkennung für den Gesamtservice und sollte nicht als Strafe für schlechtes Essen verwendet werden. Bedenkt, dass die Servicekräfte nicht immer für die Qualität der Speisen verantwortlich sind. Überlegt euch, ob ein reduziertes Trinkgeld wirklich gerechtfertigt ist.