Das Taylor Swift-Geheimnis: Das steckt hinter dem Swiftie-Hype

Am Freitag, den 19.04.2024, erschien das elfte Album von Taylor Swift: "The Tortured Poets Department", ihre Welttournee "The Eras Tour" war nach kürzester Zeit ausverkauft und der Ticketschwarzmarkt boomt. 

Taylor Swift zählt laut dem Magazin Rolling Stone zu den 100 größten Songwritern aller Zeiten. Zudem wurde sie erst kürzlich vom „Time“-Magazin zur Person des Jahres 2023 gekürt.

Während sich Millionen Menschen ("Swifties") auf der ganzen Welt seit Wochen auf das neue Album freuen und vorbereiten, fragen sich viele: Woher kommt dieser Hype und wieso ist diese 34-jährige ehemalige Countrysängerin aus den USA gerade so angesagt?

ANTENNE BAYERN hat mit einem deutschen Taylor Swift-Experten über das Phänomen "Taylor Swift" gesprochen. Prof. Dr. Jörn Glasenapp ist Professor an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und bietet dort das Seminar und die Vorlesung zu Taylor Swift an und hat auch schon ein Buch über den Weltstar geschrieben. 

Taylor Swift ist seit ihrem 14. Lebensjahr im Musikgeschäft und veröffentlicht seitdem regelmäßig Alben in gleichbleibend hoher Qualität. Dadurch gewinnt sie immer wieder Fans. 

Rein musikalisch gesehen ist ihre Musik Glasenapp zufolge eingängiger als die von anderen Künstlern wie beispielsweise Beyoncé. Dadurch schafft sie es, dass sich insgesamt mehr Menschen auf die Musik verständigen können. Die Texte sind anschlussfähig und aus ihrer eigenen, subjektiven Haltung geschrieben. Taylor Swift verarbeitet darin ihre eigenen Befindlichkeiten, Erfahrungen und Beziehungen so, dass Millionen Menschen sich darin wiederfinden. 

Taylor Swifts Fan-Community ist schon früh auf junge Mädchen ausgerichtet gewesen. Im Country-Bereich war das zu Beginn ihrer Karriere neu, aber erfolgreich. Dadurch waren die Eltern "gezwungen", mit auf die Konzerte zu gehen. Inzwischen hat sich das Publikum verändert. Die meisten Fans von Taylor Swift sind weiterhin weiblich, aber in ihren 20ern und nennen sich die "Swifties". Sie ist vor allem für junge Frauen ein großes Vorbild. Sie signalisiert "ich bin eine von euch". Im Gegensatz zu Künstlerinnen wie beispielsweise Beyoncé, zu der die Fans aufschauen, zeigt Taylor Swift den "Swifties" Nähe.

Taylor Swift zeichnet sich besonders durch ihr "Standing im Business" aus. Sie lässt sich nichts gefallen. Weder von Apple, noch von Menschen, die die Rechte von ihren Alben verkaufen. Ende 2014 hatte Taylor Swift ihre Musik bei dem schwedischen Streaminganbieter Spotify sperren lassen, um gegen die werbefinanzierten Gratis-Angebote zu protestieren. Zahlreiche Künstler taten es ihr gleich. 2017 gab sie den Protest auf und kehrte zu Spotify zurück. Inzwischen soll sie über 100 Millionen US-Dollar alleine durch den Streamingdienst verdient haben.

Taylor Swift ist bekannt für ihre öffentlichen, vermeintlich privaten Auftritte mit ihren Partnern. Unter anderem waren das Joe Jonas, Taylor Lautner, John Mayer, Jake Gyllenhaal, Harry Styles, Calvin Harris, Tom Hiddleston, Joe Alwyn und jetzt seit wenigen Monaten der Superbowl-Gewinner Travis Kelce. Mit ihnen zeigt sie sich gerne in der Öffentlichkeit, wobei die gemeinsamen Auftritte oftmals perfekt "durchchoreografiert" sind. So zeigt die Sängerin laut Prof. Glasenapp Nahbarkeit. 

Taylor Swift ist eine der erfolgreichsten Sängerinnen der vergangenen Jahrzehnte und hat mehr Nummer-1-Alben als jede andere Künstlerin in der Geschichte der US-Charts herausgebracht. Zu ihren Trophäen gehörten allein vierzehn Grammy Awards und 52 Nominierungen dafür. Im Jahr 2022 hat sie mit ihrem Album "Midnights" die ersten zehn Plätze der US-Billboard-Charts gestürmt. Das gab es in der Geschichte der US-Charts bis dahin noch nie. Beim Musikstreamingdienst Spotify ist sie die meistgestreamte Künstlerin weltweit.

2024 ist Wahl-Jahr in den USA. Und auch hier scheint es, als würde Taylor Swift großen Einfluss nehmen können, erklärt Glasenapp im ANTENNE BAYERN-Interview. Er ist fest davon überzeugt, dass die Sängerin sich gegen Donald Trump aussprechen und somit Einfluss auf die Wahlen nehmen wird. Das könnte die Wahlergebnisse in den sogenannten "Swing States", wie beispielsweise Georgia und Arizona, in denen die Wahlen meist sehr knapp entschieden werden, große Auswirkungen haben. Auch Donald Trump merkt man hier Prof. Glasenapp zufolge eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Kritik an Taylor Swift an.

Prof. Glasenapp empfiehlt vor allem Eltern, die mit der Musik und dem Taylor Swift-Hype der Kinder nichts anfangen können: "Hört es doch mal und versucht, euch darauf einzulassen, denn die Musik ist großartig."