Lebensereignisse und ihre Auswirkungen auf Liebe und Beziehungen
Eheschließung, Scheidung, berufliche Veränderungen: Es sind diese markanten Lebensmomente, die uns formen und tiefgreifend auf unsere romantischen Beziehungen einwirken. Wissenschaftler erforschen das Ausmaß dieser Einflüsse und suchen nach dem Geheimnis langanhaltender Leidenschaft.
Die eine Freundin hat gerade geheiratet, die andere hat schon ein Kind und trennt sich gerade wieder. Viele Freunde verloben sich gerade und die eigenen Eltern feiern gerade ihre Perlen-Hochzeit. Derart einschneidende Ereignisse hinterlassen ihre Spuren im Leben von Menschen und beeinflussen deren romantische Beziehungen in unterschiedlichem Maße. Sogar ein Wohnortwechsel oder Veränderungen im Berufsleben können bedeutsame Auswirkungen haben. Doch in welcher Form genau, und wie bewältigen die Betroffenen diese Herausforderungen? Diesen Fragen widmen sich Forscher.
Persönlichkeitswandel durch Lebensereignisse
Im "European Journal of Personality" wurde eine Meta-Analyse veröffentlicht, in der Wissenschaftler eine Reihe von Studien untersuchte, die sich mit der Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen nach bedeutenden Lebensereignissen beschäftigen, wie dem Beginn einer neuen Beziehung, einer Eheschließung, der Geburt eines Kindes oder einer Trennung.
Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen bestimmte Muster auf: So scheinen Personen beispielsweise verantwortungsbewusster zu werden, wenn sie eine neue Beziehung beginnen, möglicherweise aus dem Bestreben heraus, alles richtig zu machen.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass Menschen, die den Bund der Ehe eingehen, eine geringere Offenheit für neue Erfahrungen an den Tag legen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass die Suche nach einem Partner beendet ist und sich die Aufmerksamkeit der frisch Vermählten auf das gemeinsame Leben richtet. Zudem zeigen sich Eltern nach der Geburt eines Kindes weniger extrovertiert, da das Neugeborene viel Zeit und Aufmerksamkeit erfordert, die zuvor möglicherweise im Freundeskreis verbracht wurde.
Über die Bedeutung von Sicherheit in Partnerschaften
Wie verhält es sich mit dem Empfinden von Glück in Beziehungen? Personen, die in einer Partnerschaft leben, sind im Durchschnitt glücklicher als Alleinstehende. Jedoch hat eine in den USA durchgeführte Übersichtsstudie, die sich mit den Auswirkungen verschiedener Lebensereignisse befasste, festgestellt, dass eine Eheschließung das Glück in einer Beziehung nicht unbedingt erhöht. Es zeigt sich, dass verheiratete Paare nicht zwingend zufriedener sind als Paare ohne Trauschein.
Es scheint, dass für das Beziehungsglück andere Faktoren eine größere Rolle spielen als die Hochzeit selbst. Menschen streben nach Sicherheit in einer Beziehung und eine Eheschließung kann das Gefühl der Verbundenheit verstärken. Allerdings gibt es auch andere Lebensereignisse, die ein ähnliches Sicherheitsgefühl erzeugen können.
Beziehungszufriedenheit im Zeitverlauf
Sowohl Ehepaare als auch nicht verheiratete Partner erleben nicht durchgehend eine glückliche Beziehung. Insbesondere die Anfangsjahre können äußerst anspruchsvoll sein. Diese Beobachtung machte die Wissenschaftlerin Janina Bühler, die Persönlichkeitspsychologie und psychologische Diagnostik an der Universität Mainz lehrt, bei der Auswertung von Daten zur Beziehungszufriedenheit von über 165.000 Menschen aus aller Welt zusammen mit zwei Kollegen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden 2021 im "Psychological Bulletin" veröffentlicht.
"Nach einem Jahrzehnt gemeinsamen Lebens empfinden Menschen oft die geringste Zufriedenheit in ihrer Partnerschaft."
Janina Bühler
Nachdem dieses Tief durchschritten ist, zeigt sich laut der Daten eine Aufwärtstendenz – die Zufriedenheit in den ersten zwanzig Jahren einer Beziehung kann als U-förmige Kurve dargestellt werden. Als mögliche Ursache für das abnehmende Glück in den ersten Jahren könnten "große Lebensereignisse" eine Rolle spielen, wie das Zusammenziehen, die Geburt von Kindern, ein Umzug oder berufliche Veränderungen.