Neue Ernährungsempfehlungen: Davon solltet ihr weniger essen
In ihren neuen Ernährungsempfehlungen legt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung den Fokus stärker auf pflanzliche Lebensmittel. Umweltorganisationen sehen nun die Politik gefordert.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat kürzlich ihre neuen Empfehlungen veröffentlicht, die einen verstärkten Fokus auf pflanzliche Lebensmittel legen. Laut diesen Richtlinien sollten gesundheitsfördernde und ökologisch nachhaltigere Mahlzeiten zu mehr als drei Vierteln aus pflanzlichen und zu knapp einem Viertel aus tierischen Lebensmitteln bestehen.
1. Reduzierung von tierischen Produkten
Eine der markantesten Veränderungen betrifft den Verzehr von Fleisch und Wurst. Statt der bisherigen Orientierungsmenge von 300 bis 600 Gramm pro Woche empfiehlt die DGE nun, nur noch bis zu 300 Gramm davon zu konsumieren. Ebenfalls reduziert wurde die empfohlene Menge an Milch und Milchprodukten, auf zwei Portionen mit insgesamt 400 Gramm pro Tag. Die neuen Richtlinien betonen auch die Bedeutung von Nüssen und Hülsenfrüchten, indem sie empfehlen, täglich 25 Gramm Nüsse und wöchentlich mindestens 125 Gramm Hülsenfrüchte zu verzehren.
Kontinuität bei anderen Lebensmittelgruppen
Trotz dieser Verschiebungen bleibt die Empfehlung, ein bis zwei Portionen Fisch pro Woche zu essen, bestehen. Ebenso wird die lang bekannte Richtlinie beibehalten, fünf Portionen Obst und Gemüse täglich zu konsumieren.
2. Einschränkung von Süßem und Fetthaltigem
Die DGE rät dazu, den Konsum von Süßem, Salzigem und Fettigem auf höchstens acht Prozent der täglichen Energieaufnahme zu begrenzen. Zudem wird nur noch der Verzehr eines Eies pro Woche empfohlen.
3. Gesund essen und die Umwelt schonen
Anne Carolin Schäfer, eine Ernährungswissenschaftlerin bei der DGE, betont die Bedeutung einer pflanzenbetonten Ernährung für die Gesundheit und die Umwelt. Diese Empfehlungen berücksichtigen nicht nur die individuelle Gesundheit, sondern auch ökologische Aspekte wie Nachhaltigkeit und Umweltbelastung.
Das neue Optimierungsmodell kann gleichzeitig mehrere Dimensionen der Umwelt wie Treibhausgasemissionen und Landnutzung bei der Berechnung der Mengen zum Lebensmittelverzehr berücksichtigen.
Anne Carolin Schäfer
Neue Richtlinien: Mathematische Optimierung und Zielgruppe
Die neuen Richtlinien basieren auf einem mathematischen Optimierungsmodell, das von einer Vielzahl von Experten entwickelt wurde. Sie richten sich an gesunde Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren, die sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel konsumieren. Die Empfehlungen sind für die allgemeine Bevölkerung gedacht, ohne besondere Ernährungsbedürfnisse oder -ansprüche zu berücksichtigen.
Positive Reaktionen und weiterer Handlungsbedarf
Umweltorganisationen wie der WWF und Greenpeace begrüßen die neuen Empfehlungen als Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Ernährung.
Insbesondere unser zu hoher Verzehr von tierischen Lebensmitteln befeuert die Klima- und Biodiversitätskrise. Bei Fleisch bewegt sich die DGE auf einem Pfad gen planetare Grenzen. Bei Milchprodukten gilt dies nur eingeschränkt. Bei den Hülsenfrüchten besteht noch deutlich Luft nach oben, was die empfohlenen Verzehrmengen angeht.
Elisa Kollenda von der Umweltorganisation WWF Deutschland
Sie betonen jedoch auch die Notwendigkeit, dass nicht nur Verbraucher, sondern auch der Lebensmitteleinzelhandel, die Gastronomie und die Politik Maßnahmen ergreifen müssen, um diese Empfehlungen umzusetzen. Mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte bei einer gleichzeitigen Senkung der Steuer auf Obst und Gemüse könne sie eine gesunde Ernährung aller Menschen weiter vorantreiben.
Einfluss auf die Bundesernährungsstrategie
Die neuen Empfehlungen beeinflussen bereits die Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Insbesondere sollen Kantinen und Mensen dazu beitragen, indem sie mehr pflanzliche, saisonale und regionale Produkte anbieten. Die Qualitätsstandards und praktischen Tipps der DGE sollen in Schulen und Kitas bis 2030 verbindlich etabliert werden. Die Grünen begrüßen die neuen Empfehlungen und sehen sie als Chance für eine gesündere und umweltfreundlichere Ernährung.
Wir alle können durch unsere Essgewohnheiten mit einfachen Mitteln dazu beitragen, dass wir unsere Gesundheit und gleichzeitig die Umwelt schonen.
Grünen-Fachpolitikerin Renate Künast
Transparenz und Anpassung an die Realität
Der Lebensmittelverband Deutschland begrüßt die Transparenz der Empfehlungen, weist jedoch darauf hin, dass diese möglicherweise nicht vollständig mit den Lebensrealitäten der Verbraucher übereinstimmen. Dennoch wird betont, dass die Empfehlungen Raum für Genussmomente lassen und eine vielfältige Ernährung fördern.